Weißkirchen/Ts e.V.
Über 6 Jahrzehnte hatte der Turnverein 1889 Weißkirchen/Ts. e.V. keine Vereinsturnhalle, obwohl der Wunsch danach bis in die zeit vor dem 1. Weltkrieg (1914-18) zurückgeht.
Ergebnis aller Vorplanungen war ein Geräteschuppen, der zweimal umgebaut und an verschiedenen Stellen aufgestellt wurde. Man stelle sich vor, wir müssten heute unsere Barren, Bodenturnmatten, Balken, Recks oder Tischtennisplatten darin unterbringen - ein Aufschrei des Entsetzens ginge durch die Abteilungen.
Die Weiterentwicklung des Turnens lag in jener Zeit im Bau einer eigenen Turnhalle. Der Plan dazu wurde Anfang 1949 in einem größeren Kreis bekannt gegeben. Die Durchführung zum Hallenbau wurde 1950 beschlossen. Am 24. September 1950 erfolgte beim Abturnen die feierliche Grundsteinlegung.
Die Leistung der Helfer von damals können wir heute kaum nachvollziehen. Hohlblocksteine wurden vom Erzeuger direkt geholt (wer hatte 1950 schon ein Auto), Sand wurde von Landwirten aus der Grube Sossenheim beschafft - natürlich unentgeltlich.
Die wahre Finanzsituation des Turnvereins offenbarten die Anteilscheine.
Der Generation von heute sei gesagt, dass 1951 z.T. bittere Armut herrschte und 20,- DM von damals heute einen Wert von ca. EUR 250,- gleichkommen.
Die feierliche Turnhalleneinweihung verbunden mit bezirksoffenen Wettkämpfen fand am 18. und 19. August 1951 statt.
Dem Turnbetrieb stand eine 12 x 20 m große Halle zur Verfügung, ebenso jedoch den Vereinen und Gemeinschaften der gesamten Gemeinde.
Die Halleneinweihung war bei weitem kein Abschluss der Bautätigkeit. Unwetter rissen das Dach 2 mal auf und zwangen selbst am Heiligabend 1952 zum Einsatz der Mitglieder.
Ein fast 2-jähriger 2. Bauabschnitt brachte 1957 die erforderlichen Nebenräume: Toilettenanlage, Duschräume, Jugendraum und Gymnastikraum.
Die bescheidenen Anforderungen der Nachkriegszeit reichten 1965 nicht mehr aus, zudem war der Übungsbetrieb mächtig angewachsen. Ein 3. Bauabschnitt wurde 1966 abgeschlossen. Zeitgemäße Toilettenanlagen, Dusch- und Umkleideräume, eine Heizungsanlage, ein Geräteraum und eine geräumige Bühne standen nun zur Verfügung. Mit der großen Bühne setzte der Turnverein die Vorraussetzung, dass seine Halle einen Ersatz für ein Dorfgemeinschaftshaus darstellte.
Das aus Restposten 1951 erworbene Dachmaterial wurde baufällig und stellte einen erheblichen Gefahrenpunkt dar. Die Heizungsanlage erwies sich bei gestiegenen Anforderungen als funktionsuntüchtig.
Ein 4. Bau- abschnitt bescherte dem Verein ein neues Dach, eine neue Heizungsanlage und einen neuen Fußboden, ferner 2 zusätzliche Nebenräume.Das 400.000,- DM-Objekt konnte nur noch mit Unterstützungsdarlehen der Stadt Oberursel durchgeführt werden, der Turnverein musste 100.000,- DM selbst finanzieren. Hinzu kamen über 2000 Arbeitsstunden an Eigenleistung. Der Umfang der Eigenleistungen war bei früheren Bauabschnitten wahrscheinlich ebenso groß, vermutlich beim Turnhallenbau noch größer, man findet jedoch nur beim 4. Bauabschnitt konkrete Zahlenangaben. Die Arbeitsstunden für die Vorarbeit bleiben höflicherweise unerwähnt.
Am 19. November 1977 wurde die runderneuerte Turnhalle feierlich eingeweiht. Der letzte Turnhallenumbau legte auch etwas anderes offen: Ohne wesentliche Subventionen durch die öffentliche Hand - erbracht durch kostenlose Hallennutzung für Sporttreibende Vereine und Gruppen oder direkte Zuschüsse zum Hallenunterhalt - ist ein Turnbetrieb nicht mehr möglich.
In den folgenden Jahren wurde das vereinseigene Haus ausgestaltet:
um nur einige wichtige zu nennen.
Zwischen 8.000,- und 12.000,- DM wurden jährlich an Eigenleistungen von einem kleinen Häuflein erbracht. Die Arbeitseinsätze für Veranstaltungen wie Turnermaskenball etc. sind nicht eingerechnet. Auch hier liegen dem Chronisten nur diese Zahlen vor, es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass diese Arbeitsleistungen in den vorangegangenen 30 Jahren ebenso erbracht worden sind.
Die z.T. brüchig gewordenen Stühle wurden 1987 gegen leicht transportierbare Stapelstühle ausgewechselt, die splitternden Tische werden 1988 ersetzt.
In der Jubiläumszeitschrift zur 75 Jahrfeier (1964) findet der Chronist den Satz:
"Die Turnhalle soll dem Wachstum des Vereins und der Gemeinde Weißkirchen angepasst werden."
25 Jahre danach kann festgestellt werden: Ziel erreicht!
Wer die zahlreichen Begegnungen außerhalb des Turn- und Spielbetriebs aufmerksam verfolgt, der registriert einen bedeuteten Unterschied zwischen unserer vereinseigenen Turnhalle und sogar wesentlich besser ausgestatteten Schulturnhallen.
"Unsere Turnhalle ist ein Vereinsheim."
Bestes Beispiel sind die Weihnachtsfeiern der Kinder. Hier lauschen Jung und Alt einem Märchen, vorgetragen und vorgespielt von unserer Turnerjugend.
Allen Zweiflern sei gesagt: Gehet hin zu den Kinderweihnachtsfeiern und schaut in die leuchtenden Augen der Kinder, hier liegt der Lohn für die enorme finanzielle Belastung des Vereins durch die eigene Turnhalle und die persönlichen Opfer meist nur weniger Mitglieder.
Hoffen wir, dass diese Quelle menschlicher Lebensqualität unserem Verein und dem Ortsteil Weißkirchen so erhalten bleibt.