Weißkirchen/Ts e.V.
Hans Lukesch wurde am 11. Januar 1925 in Marienberg im heutigen Tschechien geboren. Bereits mit 16 Jahren wurde er zur Wehrmacht eingezogen und lernte halb Europa von seiner schlimmsten Seite kennen. Bis zuletzt konnte er es nie übers Herz bringen, von den Schrecken dieser Zeit zu berichten. Hans geriet in Kriegsgefangenschaft der Amerikaner und fand sich daher gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Darmstadt wieder.
Hier beginnt sich die Lebensgeschichte untrennbar mit seiner neuen Heimat Weißkirchen zu verknüpfen. Seine Eltern, in der Zwischenzeit aus dem Sudetenland vertrieben, waren in Weißkirchen, im Saal des Gasthauses „Zur Linde“ einquartiert worden. 1947 lernte Hans auf dem Weißkirchener Faschingsball seine zukünftige Frau Irmtraud kennen, mit der ihn auf Anhieb die gemeinsame Herkunft des Sudetenlandes verband. Bescheidene 40 Kilometer Strecke zu Traudl, die in Wohnbach bei Wölfersheim lebte, überwand Hans fortan flott mit dem Fahrrad. Die am 29.12.1951 geschlossene Ehe zwischen den Beiden berechtigte sie zu einer eigenen Wohnung „beim Kunze Seppl“ in der Urselbachstraße. Fließend Wasser und eine eigene Toilette waren vergeblich ersehnter Luxus. |
1952 wurde Bernd geboren (die Vermutung liegt nahe, dass das in der Familie Lukesch bekannte Zitat „Lasst mich durch, ich krieg‘ ein Kind!“ hier ebenfalls das Licht der Welt erblickte). Hans Lukesch, der als Maler und Lackierer bei der Firma Wieser in Frankfurt angestellt war, erbat sich von seinem Chef Hilfe bei der Finanzierung eines Grundstücks in der Memeler Straße: 1000 Mark Kaufpreis waren unmöglich zu finanzieren, und so stotterte er das Geliehene lange Jahre in Schritten von 25 Mark ab. Das Haus, in dem er bis zuletzt lebte, baute Hans gemeinsam mit seinem Vater vom eigenhändigen Aushub der Grube bis zum Dachfirst in bewundernswerter Eigenleistung. Der zweite Sohn Kurt kam 1955 bereits hier zur Welt.
Hans Lukesch war Mitglied im Gesangverein Germania 1873 Weißkirchen, und die Verbindung blieb weit über seine aktive Zeit hinaus bestehen. Über seine beiden Söhne trat Hans 1967 dem Turnverein Weißkirchen 1889 e.V. bei, dem er treu ergeben blieb und sich mit ganzer Kraft über viele Jahrzehnte in Vorstands- und Jugendarbeit engagierte. Neben dem Amt des zweiten Vorsitzenden bekleidete er vor allem über viele Jahre hinweg den Posten des Oberturn- und Sportwarts und gehörte im Anschluss dem Ehrenbeirat an. Er war aktiver Leichtathlet und stand zunächst hierbei, später aber vor allem im Bereich des Gerätturnens als Kampfrichter zur Verfügung. Bis ganz zuletzt bestand Hans unbeirrt darauf, den Werdegang der TVW-Turner in der Bundesliga mitverfolgen zu können. Zahlreiche Ehrungen von kommunaler bis zur Bundesebene belegen seine Verdienste rund um den Sport.
Nun gingen Kraft und Lebenswille zur Neige. Hans hinterlässt Spuren. In vielen Herzen, in vielen Menschen, deren Weg er über kurze oder lange Strecken begleitete. Nach 95 arbeitsreichen Jahren, nach beinahe 70 Jahren Ehe, nach Einsatz und Engagement bleibt Dankbarkeit für die gemeinsamen Jahre, für dein friedliches Einschlafen in einer turbulenten Zeit.
Du fehlst.
Gesa Thoma (geb. Lukesch)