Was geschah vor 75 Jahren? 1949 – Die Wiedergeburt des TVW

Beitragsbild Was geschah vor 75 Jahren? 1949 – Die Wiedergeburt des TVW Jürgen Ruddat | Mit Ende des 2. Weltkrieges 1945 schien die Todesstunde des TVW geschlagen zu haben.

Die US-Militärregierung verbot alle Turn-und Sportvereine, die dem nationalsozialistischem Reichbund gleichgeschaltet waren. Darüber hinaus verhängte die Militärregierung eine Turnvereinssperre.

Ausdruck des sportlichen Lebens war 1946 die Gründung der „Kultur- und Sportgesell-schaft“ ( KSG ). Auch das Turnen durfte wieder aufgenommen werden. Im September 1948 fand die 1. Turnstunde statt, die Militärregierung hatte die Bestimmungen gelockert. Zwischen der Fußball- und der Turnabteilung traten recht bald Differenzen auf, so dass am 18. Februar 1949 die Trennung von der KSG beschlossen wurde.

Am 5. März 1949 beschloss eine Mitgliederversammlung ( 53 Mitglieder von 125 Vereinsangehörigen ) das Wiederaufleben des Turnverein 1889 Weißkirchen/Ts e.V.. Eine neue Satzung trat in Kraft, sie war den geänderten Bedingungen angepasst worden. Infolge der Währungsreform war das Vereinsguthaben auf 6% seines Vorkriegsbetrags abgewertet worden. Auf dem Sparbuch standen 14.04 DM ( 7,02 Euro ). Das 60 jährige Jubiläum konnte nur im äußerst bescheidenen Rahmen gefeiert werden.

Bereits vor Wiederaufnahme des Turnens 1948 wurde in internen Besprechungen der Plan eines Turnhallenbaus erörtert und in der Folgezeit an seiner Verwirklichung weiter gearbeitet, bis Anfang 1950 die Durchführung beschlossen wurde und am 24.September 1950 beim Abturnen die feierliche Grundsteinlegung erfolgen konnte. Die letzten Zeilen der in dem Grundstein eingemauerten Urkunde lauten (Zitat):

„Es ist der Wunsch und Wille der Erbauer, daß dieses Werk immer Zeugnis ablegen möge, von dem Opfergeist der es erstehen ließ und, daß es immer ein Hort des Friedens und der Eintracht in der Gemeinde bleiben möge.
Im Geiste eines Friedrich Ludwig Jahn mögen in seinen Mauern allzeit Männer und Frauen wirken zum Besten des Vereins und der Gemeinde, zum Wohle von Volk und Vaterland
in der Erziehung unserer Jugend für Deutsches Turnertum, deutsches Volkstum und wahres Menschentum“.*

Wir sollten uns hüten, Turnertum, Volkstum und Menschentum nach heutigen Maßstäben zu bewerten. Damals, 5 Jahre nach dem verheerenden Krieg, merkten viele, dass sie verführt und mißbraucht worden sind, aber sie glaubten an das Gute im Menschen und an die Gemeinschaft.

Die feierliche Turnhalleneinweihung verbunden mit bezirksoffenen Wettkämpfen fand am 18. und 19. August 1951 statt. Dem Turnbetrieb stand eine 12x20 m große Halle zur Verfügung, ebenso jedoch den Vereinen in der gesamten Gemeinde.

Die Toiletten waren außerhalb in einen kleinen Schuppen, für uns heute unvorstellbar. Es folgten mehrere Erweiterungen, die 1977 mit einer großen Sanierung abgeschlossen wurden. Die Halle wurde mehrfach ausgestaltet.

2013 -2015 wurden die Sanitäranlagen grundlegend saniert.

Vieles erfolgte bislang in Eigenleistungen:

Arbeitszeiten am Bau und Erweiterungen                ca.   9.000 Std.

Arbeitszeiten zum Erhalt der Halle                           ca. 15.000 Std.

Sanierung Wasserleitungen 2016                           ca.     350 Std.*²

 

Nun stehen umfangreiche weitere Sanierungen an – Größenordnung ein 7-stelliger Bereich ( vgl. Newsletter ).

Unsere Vorfahren hatten den Mut, mit 7,04 Euro Eigenkapital eine Turnhalle zu bauen – packen wir´s  an!

 

* Der ganze Urkundentext befindet sich der Chronik, “100 Jahre Turnverein 1889 Weißkirchen/Ts.“  –  auf S. 51

*² Siehe „Geschichte der Turnhalle des TVW- Version 2013; unveröffentlicht; Archiv Schrank 13